Friedlich, schwarmträge und ertragreich sind die Buckfast Züchtungen. Buckfastbienen sind eine relativ neue Züchtung, die in einem englischen Kloster ihre Anfänge nahm. Trotz vieler Unterschiede ist auch die Buckfastbiene eine Zuchtrasse der bei uns verbreiteten Westlichen Honigbiene Apis mellifera. Im Gegensatz zu den im deutschsprachigen Raum verbreiteten Bienenrassen ist die Buckfast Königin keine Reinzucht. In der konventionellen Bienenzucht geht es um reinrassige Züchtungen. Die Imker paaren Bienenköniginnen immer mit Drohnen der gleichen Bienenrasse. Ausgewählt werden dabei potenzielle Paare durch besondere rassetypische Körpermerkmale und Eigenschaften. Da Bienen sich im Flug paaren und viele Kilometer zurücklegen können, wird in kontrollierten und geschützten Gebieten, sogenannten Belegstellen, gezüchtet. Diese Belegstellen liegen im Hochgebirge oder auf Inseln, mit entsprechendem Abstand zum Festland. Dadurch können Imker und Züchter die Paarungsmöglichkeiten der Bienenvölker kontrollieren. Die Reinzucht der konventionellen Honigbienenzucht hat einige Nachteile, denn die Honigbiene ist ausgesprochen anfällig für Inzucht. Um die gefürchtete Inzuchtdepression zu vermeiden, werden bei der Reinzucht (Zucht innerhalb der gleichen Bienenrasse) verschiedene Bienenvölker zusammengeführt. Eine breite Zuchtbasis der gleichen Rasse reduziert das Inzuchtrisiko. Der Benediktinermönch Bruder Adam ging Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Buckfast Königin ganz neue Wege. Seine Züchtung der Buckfastbiene machte ihne später zu einem der bekanntesten Imker der Neuzeit. In der Buckfastzucht wird auf die Festlegung rassetypischer Körpermerkmale (z. B. Flügelindex oder Behaarung des Bienenkörpers) verzichtet. Die Eigenschaften der Buckfastbiene ergeben sich ausschließlich aus ihren imkerlichen Eigenschaften. Farbunterschiede und andere Körpermerkmale sind bei der Buckfast Königin kein Auslesekriterium. Dieses von Bruder Adam im englischen Buckfastkloster entwickelte dynamische Zuchtverfahren ermöglicht die zeitlich unbegrenzte Weiterzüchtung ohne Vitalitätsverlust bei den Buckfastvölkern. Das Dynamische Zuchtverfahren besteht aus drei Zuchtmethoden: Reinzucht (Erhaltungszucht) Kreuzungszucht (Kreuzung der Buckfast Königin mit fremden Bienenrassen) Kombinationszucht (Erprobungszucht, meist über mehrere Jahre). Eigentlich stammte Bruder Adam aus dem deutschen Mittelbiberach bei Tübingen, wo er am 3. August 1898 als Karl Kehrle geboren wurde. Mit zwölf Jahren schickte ihn seine Mutter in die englische Benediktinerabtei Buckfast. Noch zu jung für schwere Arbeiten kam er in die Klosterimkerei. Wenige Jahre später musste er dort allerdings das dramatische Ende der Bienenvölker mit ansehen. Die damals hauptsächlich vertretene Dunkle Europäische Biene ( A. m. Mellifera) hatte der grassierenden Acarapiose nichts entgegenzusetzen. Die Milbenerkrankung durch die Tracheenmilbe (Acarapis woodi) befällt die Atemwege der Bienen, die schwach und flugunfähig werden. Übertragen werden von den Milben meist noch Viren. Bruder Adam beobachte, dass nahezu alle reinrassigen Bienenvölker am Milbenbefall verendeten. Die Bienenkreuzungen mit fremden Bienenrassen hatten hingegegen gute Überlebenschancen. Bruder Adam aka Karl beschloss im englischen Buckfast eine neue Bienenrasse zu züchten, die genetisch breit aufgestellt, widerstandsfähiger, friedlicher und tüchtiger sein sollte. Glücklicherweise befasste sich zeitgleich Ludwig Armbruster am Bodensee mit der Vererbungslehre der Bienen. Der Zoologe, ebenfalls ein Bienenenthusiast, verfasste unter anderem das heute noch weltweit anerkannte Standardwerk der "Bienenzüchtungskunde". Mit Armbrusters Entdeckungen zur Vererbungslehre, die dem Benediktinerbruder eher zufällig in die Hände fielen, begannen im englischen Buckfast die ersten Bienenzuchtversuche. Der Benediktinermönch mit deutschen Wurzeln züchtete mit den überlebenden Bienenvölkern (Mischlinge der Dunklen Biene und Italienischen Biene, A. m. ligustica) eine neue Bienenrasse. Später erfolgten weitere Einkreuzungen anderer Bienenrassen. Letztlich sollten seine Studien die weltweit beliebte Buckfast Königin hervorbringen. Bruder Adam wurde mehrfach ausgezeichnet. 1974 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und legte erst in 1992 - nach mehr als 70 Jahren - die Leitung der Imkerei im englischen Buckfast ab. Unumstritten ist die Buckfast Königin jedoch nicht. In Deutschland und Österreich ist heute hauptsächlich die Kärnter Biene (A. m. carnica) beheimatet, die erst im 20. Jahrhundert die bis dahin heimische Biene Apis mellifera mellifera verdrängte. Mit der Buckfast Königin sehen Imker nun diese heimische Rasse bedroht. Biologie und Wissenschaft ziehen allerdings ein durchaus positives Resümee. Eine große Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität in München führte DNA-Untersuchungen zur Biodiversität von Bienen durch und befand, dass Bienen in Reinzucht verarmen. Eine höhere genetische Vielfalt schütze jedoch die Bienen und die gemeinsame Umwelt. Auch neue internationale Untersuchungen zeigen, dass Bienenköniginnen, die sich mit möglichst vielen genetisch unterschiedlichen Drohnen verpaart haben, eine größere Produktivität, weniger Krankheiten, bessere Fitness und insgesamt größere Überlebenschancen aufweisen. Die Bienen selbst scheinen das ähnlich zu sehen, denn die Reinzucht der Völker ist nur durch abgelegene Belegstellen, die eine natürliche Partnersuche unmöglich machen, zu erreichen.